„Komödie der Eitelkeit“ von Elias Canetti

„Und wir, meine Herrschaften, und wir, wir wollen verschwinden und nicht mehr da sein.“

Ihrer Möglichkeit zur Selbstanschauung beraubt, sehen die Figuren sich dazu gezwungen, neue Ausdrucksformen für ihre Individualität zu finden. In der Komödie der Eitelkeit entwirft Literaturnobelpreisträger Elias Canetti ein Panorama des Identitätsverlust und verfolgt wie dieser sich durch alle gesellschaftlichen Schichten zieht.

Die Produktion stellt Fragen nach dem Wesen menschlicher Identität: Was macht uns zu den Personen, die wir sind? Wie versichern wir uns unserer Identität? Durch den täglichen Blick in den Spiegel, durch Erinnerungen, die wir in Form von Fotos konservieren? Dadurch, wie andere Menschen uns sehen und wahrnehmen? Schonungslos seziert Elias Canetti eine Gesellschaft unter totalitärer Herrschaft und zeigt deren voranschreitenden Zerfall in einem Kaleidoskop verschiedenster Figuren: Der Ausrufer Wenzel Wondrak, der durch den Systemwechsel in eine machtvolle Position aufsteigen kann, die Gemischtwarenhändlerin Therese Kreiss, die den neuen Verboten mit beinahe religiösem Eifer nachkommt, drei Mädchen, die – obwohl sie eigentlich zu klein dafür sind – wie alle anderen auch ihre Fotos verbrennen wollen – sie alle versuchen, sich in der neuen und unheilvollen Situation zurechtzufinden.

Die Komödie der Eitelkeit wurde bereits 1932 unter dem Eindruck des Faschismus verfasst, aber erst spät zur Uraufführung gebracht (1950). Canetti, der sich zeitlebens mit Masse und Macht beschäftigt hat, reflektiert im Drama die zunehmende Kontrolle des Staates über das Individuum und bebildert nachdrücklich, wie gesellschaftliche Gleichschaltung in Selbstaufgabe mündet.

21.-24. Juni 2019
Einlass: 19:15 Uhr

Eintrittspreis:
6€ / 4€

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